Ich bin an sich keine Person, die über den Jahreswechsel hin sentimental wird. Neujahr ist für mich ein Tag wie jeder andere und ich kann die Aufregung darüber nicht verstehen. Ich bin kein Fan von Feuerwerk (Tierbesitzer verstehen mich in der Sache wahrscheinlich) und übermäßig Party machen muss ich deshalb auch nicht. Genauso wenig bin ich eine Person, die ein Jahr anhand seiner Ereignisse bewertet. Gerade jetzt ließt man überall entweder „OMG best year ever“ oder „OMG worst year ever“. Natürlich geht jeder mit Erfolgen und Misserfolgen anders um. Dazu hat jeder sein gutes Recht. Aber was passiert wenn man ganz anders an seinen Jahresrückblick herangeht?
Ich selbst habe mir angewöhnt, ein Jahr nicht prinzipiell nach seinen Ereignissen zu bewerten, sondern wie sich gewisse Ereignisse auf mich ausgewirkt haben. Somit verteufle ich schlimme Momente nicht und hänge mich zugleich an glücklichen nicht auf. Es hat in meinen Augen wenig Sinn, nur die guten Highlights eines Jahres in Erinnerung zu behalten. Die schlechten Momente und Tage sind meistens die, aus welchen ich gelernt habe, genauso viel Kraft zu schöpfen. Dadurch habe ich mich gleichzeitig auch weiterentwickelt. Auch wenn es für einen so vorkommen mag, als wäre ein bestimmtes Jahr nur definiert durch traurige, wenig zufriedenstellende oder schlimme Momente – so dürfen wir die Guten nicht vergessen. Möglich, dass die guten Momente vielleicht im ersten Hinblick durch die Schlechten überschattet werden.
An 2019 habe ich sowohl gute also auch weniger gute Erinnerungen. 2019 war für mich persönlich ein Jahr der Veränderungen. Beruflich und privat. Ich habe Seiten an mir entdeckt, die ich bislang nicht kannte. Ich habe Seiten an mir losgelassen, die nicht mehr zu mir gehörten. Manchmal braucht es nicht ein neues Jahr, um einen neuen Anfang zu machen. Manchmal passiert der neue Anfang einfach plötzlich und manchmal schleicht er sich auch an dich heran. Ich bin meinem „alten Ich“ in den letzten Monaten entwachsen. Auf einmal fühlten sich die Dinge nicht mehr so an, wie sie früher waren. Die Befriedigung, die manches mir bescherte, bliebt aus. Aber ich wartete nicht auf ein neues Jahr und neue unerfüllbare Vorsätze. Ich fing endlich an, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
In dem letzten Jahr…
…wurde ich verletzt
…wurden Hoffnungen durch andere zunichte gemacht
…habe ich nicht selten an mir gezweifelt
…habe ich mich gehen lassen
…habe ich mich verloren
Aber in dem letzten Jahr
…wurde ich verletzt und habe mich dann wieder aufgebaut – Stück für Stück
…wurden Hoffnungen durch andere zunichte gemacht und daher nehme ich mein Schicksal jetzt selbst in die Hand
…habe ich nicht selten an mir gezweifelt aber dadurch habe ich einen neuen Weg für mich gefunden
…habe ich mich gehen lassen aber mich wieder gefangen
…habe ich mich verloren und mich besser wiedergefunden
Alles, was 2019 passiert ist, macht mich zu mir. Zu der Person, die ich jeden Tag im Spiegel sehe. Die meistens fröhlich, aber manchmal auch traurig ist. Die meistens stark, aber manchmal auch weich ist. Die meistens ambitioniert, aber manchmal auch unendlich faul ist. Genau diese Person, mit all ihrem Kontroversen, die mag ich. Und die möchte ich auch bleiben.
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